Eine Erfahrung, die mich aus den Fesseln meiner unbewussten Beziehungsmuster befreit hat.“

Meistens wird Bondage – die traditionelle japanische Fesselkunst – mit Erotik und BDSM verbunden. Dieser Erlebnisbericht einer Klientin zeigt auf, wie tief eine Erfahrung in den Seilen greifen kann. Fernab von einem erotischen Spiel vermag so eine Session unbewusste Lebensmuster zu spiegeln und kann der Beginn einer neuen Lebensgestaltung sein…

„Dem Thema Fesseln stand ich bisher skeptisch gegenüber.“

Wer lässt sich freiwillig von einem Fremden fesseln, um ihm dann ausgeliefert zu sein? Diese Vorstellung gefiel und gefällt mir so immer noch nicht. Doch meine Freundin wurde nicht müde mir von ihrer positiven Fessel-Erfahrung zu berichten und mir dabei zu versichern, dass es hier nicht um Macht und Unterwerfung ginge, sondern um etwas ganz anderes…. Sie weckte eine Neugierde in mir, die dazu führte, dass ich trotz anfänglicher Vorbehalte mich auf solch ein spezielles Erlebnis einlassen wollte. 

Folglich war ich bei Pierre. In einem Tank-Top und Leggins gekleidet ließ mich von ihm fesseln. Während er die ersten Seile um mich herum wickelte, stand ich für mich recht neutral da und war die ganze Zeit damit beschäftigt darauf zu warten, dass endlich etwas passierte. Aber es „passierte“ nichts, außer dass ich mit einem weiteren Seil „eingewickelt“ wurde. Immerhin hatte ich keine Angst oder andere Beklemmungen, ich fühlte mich immer sicher, aber eine besondere Geborgenheit oder eine intensive Umarmung empfand ich durch die Seile auch nicht – so wie ich es von meiner Freundin gehört hatte. Also, was soll denn da noch geschehen? Bis dahin war es mir ein Rätsel, warum meine Freundin vom Bondage so geschwärmt hatte – bisher war es wenig spektakulär.

„Damit hatte ich nicht gerechnet“

Als Pierre das letzte Seil an mir festgeknotet hatte, ich wie eine Mumie von oben bis unten mit Seilen umschlungen war und mich nicht mehr bewegen konnte, geschah für mich etwas völlig Unerwartetes.

Obwohl ich meine Augen geschlossen hatte, spürte ich Pierre’s Aufmerksamkeit, die mich nicht aus dem Fokus lassen und jede kleinste Regung von mir auffangen würde. Sanft streichelte er über meine Wangen, als er mich dann noch liebevoll umarmte verlor ich meine Selbstbeherrschung und bin emotional total zusammengebrochen. Mir wurde schlecht, beinahe schwarz vor Augen, ich dachte, ich müsse mich gleich übergeben. In meinem Körper herrschte ein absolutes Gefühlschaos, das ich nicht mehr kontrollieren konnte.

In diesem Zustand sackte ich wie ein nasser Sack in die Seile, die mich sicher hielten und Pierre fing mich ebenso behutsam auf. Sachte befreite er mich wieder aus den Seilen. Nach einigen Momenten der Stille, des wortlosen Beisammenseins haben wir gemeinsam bei einer Tasse Tee meine Reaktion aufgearbeitet.

Ein Moment, der mir die Augen öffnete

Diese intensive Körpererfahrung hat mir meine persönlichen Schwierigkeiten mit dem Thema Nähe und Distanz in Beziehungen gespiegelt – und das unausweichlich, denn weglaufen war wortwörtlich unmöglich. Ein Konflikt, den ich mir bis dahin in solch einer Klarheit nicht eingestanden hatte und weswegen ich mir regelmäßig Beziehungspartner aussuchte, die mich immer wieder verletzten.

Das Gespräch mit Pierre hat mir geholfen diese Erfahrung einzuordnen und mir aufgezeigt wie ich zukünftig in meinem Leben besser für mich selbst sorgen kann.

Der Beginn einer neuen Selbstwahrnehmung 

Auch wenn das Bondage schon einige Monate zurückliegt, hat es einen tiefgreifenden Prozess in mir angestoßen, der tagtäglich in mir weiterarbeitet.

Ich gestalte Beziehungen bewusster, spüre meine Bedürfnisse klarer und habe gelernt den Umgang mit Nähe und Distanz besser zu steuern. Diese Erkenntnis beeinflusst nicht nur die privaten, sondern auch meine beruflichen Beziehungen. Seitdem spüre ich eine neugewonnene Freiheit und Selbstermächtigung in meiner Lebensgestaltung.

Eine Erfahrung, die wahrlich meine Lebensqualität verändert hat und es immer noch tut.“

Danke Bianca

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